Unser Weg beginnt auf der Via Aurelia, einer Küstenfernstraße aus dem 2. Jhd. v. Chr., die Rom und Pisa verbindet. Heutzutage ist sie in beide Richtungen zweispurig ausgebaut und wir fühlen uns wie auf einer Autobahn. An die Geschwindigkeitsbegrenzung von 90 km/h halten sich hier gefühlt die wenigsten. Schnell und knapp überholen die Autos, bis wir, im Nackenbereich schon völlig verspannt, abfahren. Auf der Karte haben wir einen Radweg gesehen, der Zuflucht verspricht. Warum unser Navi (Komoot) uns da nicht direkt hingelenkt hat, erfahren wir wenige Kilometer später, als wir im Slalom um große Pfützen kurven und schließlich vor einem riesigen Matschsee zum stehen kommen. Also geht es fast den ganzen Weg wieder zurück und stattdessen als Umfahrung der Umfahrung auf einen Umweg durch ein Dorf…, dass allerdings auf einem Berg gelegen ist. Nach einem anstrengenden Anstieg und einer saftigen Abfahrt, kommen wir wieder auf unsere ursprüngliche Route. Gerade einmal 1,5 km Fernstraße haben wir uns durch diese Aktion “gespart“.
Nach dieser Erkenntnis hilft nur noch eine Pause am Meer. Wir sehen ein paar Kletterer (zweibeinig und vierbeinig) an den nahen Steilwänden und erforschen eine Höhle, die 30 Meter in den Berg hinein führt und von Tauben bewohnt ist. Von den Wänden hallt das Gurren und Flügelschlagen wieder und stellenweise ist der Boden ganz weiß vor Federn und… naja was Tauben eben sonst noch verlieren.
Nach der Rast entspannt sich die Radwegsituation deutlich, um dann allerdings ihren kritischen Höhepunkt zu erreichen in einem tief zerfurchten, gerölligen Weg, fernab der Zivilisation. Einige Passagen schieben wir aus sicherheitsgründen, spätestens aber bei den zwei Flussdurchquerungen, hätten wir eh absteigen müssen. Diesmal gibt es keine Chance auszuweichen, weil rundherum keine anderen Straßen sind.
Wir überlegen die Abgeschiedenheit direkt zu nutzen, um uns einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Doch es zieht uns noch etwas weiter, zu einem auf der Karte verzeichneten See. Es dämmert bereits als wir die erste richtige Straße seit langem erreichen, die uns zu ihm führen soll. Zu unserem entsetzen müssen wir feststellen, dass er zu einem selbst jetzt noch gut besuchten Park gehört. Die angestaute Angespannung entweicht in Tränen, doch Tino findet einen Wohnmobilstellplatz nicht weit entfernt. Zelte sind dort normalerweise nicht erlaubt, aber wir handhaben es wie sonst: im dunklen auf- und wieder abbauen und nicht gesehen werden. Wir kommen an und kochen noch schnell ein paar Nudeln, um die Speicher wieder auf zu füllen. Um uns herum verströmt wilder Fenchel seinen süßlichen Geruch und als wir uns gerade ins Zelt zurückziehen, zucken am Horizont erste Blitze.

3 Kommentare

  1. Hi ihr beiden,
    das klingt wirklich abenteuerlich. Ich drück euch die Daumen, dass ihr solche Straßen nicht so oft fahren müsst.

    Und euer Bild ist sehr niedlich. Ich hab mal geguckt was für eine Art es sein könnte. Ich bin mir ziemlich sicher das es ein Mauergecko ist (lat. Tarentola mauritanica) und vermutlich ist es die europäische Unterart Tarentola mauritanica mauritanica.
    Weit verbreitet und auf eurem Bild erkennt man toll das der Schwanz schon einmal abgeworfen wurde und nachgewachsen ist 🙂

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert