Unfassbar, jetzt sind wir ein Jahr verheiratet! Die oft gestellte Frage, ob das Flitterjahr uns kürzer oder länger vorkam, ist schwer zu beantworten. Durch die unzählbaren Erlebnisse der Reise, aber auch den komplett neuen Alltag, erscheint uns das Jahr irgendwie zeitlos. In jedem Fall war eine wundervolle und lehrreiche Zeit, die wir nicht missen wollen und als die ersten Gäste eintreffen merken wir zum einen wie lange wir alle nicht gesehen haben und gleichzeitig wie unverändert verbunden wir uns mit jedem fühlen. Am leckeren Buffet tauschen wir uns über das vergangene Jahr aus – denn natürlich ist nicht nur bei uns viel passiert. Irgendwann verabschieden sich nach und nach die Gäste, bis nur noch eine kleine Gruppe am Lagerfeuer zurückbleibt. Begleitet von der Gitarre verabschieden wir singend den schönen Tag.
05.08.2023 – Alt Stahnsdorf
Nach dem zweiten Durchlauf sind wir fast zufrieden mit dem Sauberkeitsergebnis. Der Rest muss jetzt im täglichen Gebrauch passieren. An dieser Stelle nochmal ein fettes Danke an Martin für die Hilfe! Gegen Nachmittag brechen wir auf nach Alt Stahnsdorf, wo morgen die Willkommensfeier stattfinden soll. Eigentlich war geplant dort mit Tandi einzufahren, wenn alle Gäste schon da sind, aber das klemmen wir uns bei der Wetterprognose für Sonntag. Stattdessen fahren wir gemütlich mit dem Regio. Etwas komisch ist es aber schon, einen bestimmten Zug zu einer exakten Uhrzeit erwischen zu müssen. Davon waren wir jetzt lange befreit. Als wir gegen 20 Uhr eintreffen sind schon einige fleißige Helfer da, die bei den Vorbereitungen unterstützen. Zusammen essen wir Suppe unterm Pavillon und sitzen noch zusammen bis in die Nacht hinein.
04.08.2023 – Berlin
Die Küche hier ist nach einem Jahr kaum wieder zu erkennen. Die Gäste, die hier für einige Monate aufgenommen wurden, haben so ausgiebig und fettig gekocht, dass Regale, Gewürze und Boden total kleben. Wir nehmen uns also zu dritt Zeit, eine Putzaktion zu starten. Das Zeug hält sich hartnäckig, da müssen wir wohl morgen eine zweite Runde starten. Abends besuchen wir mit Martin und Roman unsere ehemalige Stammboulderhalle und es wird eine tolle Session, die wieder Lust auf mehr macht!
03.08.2023 – Berlin
Es sind nur 30 Kilometer heute, aber die haben es emotional in sich. Schon als wir aufsteigen spüren wir, das diese letzte Etappe besonders wird und spätestens als wir auf die Siegessäule zurollen und wenig später unter dem Brandenburger Tor hindurch fahren, gerät unser Inneres in Wallungen. Jetzt haben wir es wirklich geschafft! Noch kurz dem Fernsehturm winken und dann einbiegen auf die Frankfurter Allee. Die Wege werden immer vertrauter und dann kommen wir in der Weichsel an! Der Track schließt sich, denn genau hier sind wir am 21.09. des letzten Jahres losgeradelt. Auch die Hochzeitsschleife hat die vielen Monate überlebt und so entsteht das Äquivalent zum Startbild. Hellis Bruder hat sich die Zeit genommen, uns zu empfangen und es gibt so viel zu erzählen. Später kommt noch ein guter Freund vorbei und in einem nahen Restaurant zelebrieren wir unser Wiedersehen.
02.08.2023 – Groß Glienicke
Wir entschließen uns spontan noch einen Tag länger zu bleiben. Im gemütlichen Wohnzimmer wird die auf der Reise begonnene Häkelarbeit beendet. Drei Topflappen hat die Wolle hergegeben. Das Ergebnis stimmt uns sehr zufrieden, sodass das große Teppichprojekt mit etwas dickerer Wolle bald in Angriff genommen werden kann! Für die große Einfahrt nach Berlin morgen wird Tandi nochmal rausgeputzt und versorgt. Zum Glück bietet der Haushalt alles dafür notwendige 😉
31.07.2023 – Groß Glienicke
Motiviert durch die gute Erfahrung gestern, starten wir mit den ersten der ingesamt 124 Kilometer. In Zerbst decken wir uns mit Proviant ein, der zu großen Teilen aus Trinknahrung besteht. Damit können wir die Pausen effizienter nutzen, denn heute liegt der Fokus vor allem auf der Strecke, weniger auf dem Genuss. Wir haben ein Ziel: Irene und Olaf in Groß Glienicke trocken zu erreichen. Die Regenwolken sind uns dicht auf den Fersen. Immer wenn wir das Wetter für den Ort prüfen, an dem wir gerade sind, verringert sich der Abstand etwas. Die Trinknahrung haben unsere Bäuche allerdings schnell über und beim nächsten Edeka kaufen wir dann doch noch etwas Herzhaftes zum Kauen nach. Als wir Abends schließlich ankommen, sind wir tatsächlich trocken geblieben und es ist unbeschreiblich schön, den nächsten Teil der Familie wieder zu sehen. Wir werden mit Kartoffeln und Quark empfangen – das beste Essen, was wir uns heute hätten vorstellen können und eine Aufmerksamkeit, die uns rührt.
Als wir im Bett liegen müssen wir feststellen, dass wir die Strecke wieder recht gut weggesteckt haben. Kein Knie hat gezwickt – das wäre zu Beginn der Reise nicht möglich gewesen. Dafür hat Tandi seine erste größere Verschleißerscheinung. Der Gepäckträger ist an drei Stellen gebrochen und wir müssen uns für die letzten Kilometer nach Berlin etwas einfallen lassen.
30.07.2023 – Zerbst
Heute liegen 90 Kilometer vor uns. Wir nutzen es als Test und Vorbereitung auf die morgige, bisher längste Strecke unserer Reise. Wir kreuzen die Saale, deren Quelle wir im letzten Jahr, zu Beginn unserer Tour, besucht und mit dem frischen Wasser daraus angestoßen hatten.
Am Nachmittag essen wir jeder ein Curry im Restaurant. Währenddessen zieht ein Regenschauer vorbei. Netterweise lassen uns die Besitzer diesen aussitzen. Wir sind jetzt die einzigen Gäste in dem Familienbetrieb und so unterhalten wir uns ein bisschen. Dann ziehen sie sich zurück, um selbst zu essen. Als der Regen aufhört, wagen wir uns hinaus. Die Elbfähre, die wir nehmen wollten, wird gerade gewartet und so fahren wir spontan einen Schlenker nach Barby. Dort gibt es eine ehemalige Eisenbahnbrücke, die heute nur noch Fußgängern und Radlern dient. Die Überquerung wird dann leider mühsamer als erwartet. Wir kommen mit Tandi nicht durch die Schlängelgitter am Anfang und Ende der Brücke und müssen nach einigen Justierversuchen das gesamte Gepäck abnehmen und Tandi überheben. Wir sind froh, als wir am Abend bei Dagmar und ihrem Mann ankommen aber gleichzeitig auch überrascht wie wenig wir die Kilometer in den Beinen spüren.
29.07.2023 – Thale
Heute werden wir dem Regen nicht entkommen können, aber wir stehen um 6 Uhr auf, um zumindest das Zelt trocken einzupacken. Nach knapp 5 Kilometern dann die ersten Tropfen. Wir suchen uns einen Baum als Unterstand, aber ewig hält er das Wasser nicht auf. Also heißt es Regenjacken an und weiter. Es geht jetzt steil bergauf – von Süd nach Nordost durch den Harz. Eigentlich würden wir uns gern kurz in einem Bäcker oder Cafè aufwärmen, doch immer wenn wir an einem vorbei kommen, ist gerade Regenpause und diese wertvollen Momente wollen wir nicht drinnen verbringen. So fahren wir an einem Lokal nach dem anderen vorbei.
Kurz vor Ende der Etappe ergießt sich dann nochmal ein kurzer, starker Platzregen über uns. Aber jetzt ist auch alles egal. Nur bei der Abfahrt müssen wir, wegen der nassen Straße, sehr vorsichtig sein.
Auf dem Campingplatz können wir, obwohl es erst 12 Uhr ist, zum Glück direkt einchecken. Leider hat die Therme in der Nähe aufgrund einer Havarie geschlossen. Die hätten wir jetzt gut gebrauchen können. Dadurch dass der Regen nie lange aus bleibt, bekommen wir unser Zeug nicht trocken und irgendwann reicht es Tino endgültig mit Camping. Für heute können wir nichts ändern, aber wir beschließen die letzten 200 Kilometer in zwei Tagen zu beenden, um uns weitere Nächte zu ersparen. Die Regenphase soll nämlich noch eine Woche anhalten.
28.07.2023 – Ellrich
Auch heute ist die Wolkendecke dicht, aber es regnet zumindest nicht. Als wir eine unserer vielzähligen Abfahrten (das bedeutet natürlich genausoviele Auffahrten) hinunterrollen, wird Tino unerwartet von einem, an seinem Mund hängenbleibenden, Insekt gestochen. Die Lippe brennt und wird dick. Nach einer kurzen Wärmebehandlung mit einem heat-it können wir aber weiter. Immer wieder kreuzen wir heute die ehemalige innerdeutsche Grenze. Schilder weisen auf die verschiedenen Zeitpunkte der Öffnung hin.
Abends kommen wir im riesigen Garten von Olaf unter. Er stellt sich als sehr erfahrener Gastgeber heraus und bietet mit Komposttoilette und Outdoordusche einfachen Luxus für Durchreisende.