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27.06.2023 – Algermissen

Heute steht die letzte Etappe vor unserer Pause zur Wohnungssuche an. Und wieder zeigt sich die Landschaft rund um Hildesheim von ihrer schönsten Seite. Weite Blicke, viel Natur, Kornblumen, paddelfreundliche Flussläufe mit Biwakplätzen, von dunklen Wäldern bedeckte Hügelketten und mitten drin ein riesiger Eisberg?! Vor über hundert Jahren wurde hier begonnen Kalisalz aus über 750 m Tiefe aus dem Salzstock Sarstedt zu fördern. im Juli 1987 erfolgte dann die Stilllegung des Bergwerkes. Die Rückstände der Düngemittelproduktion sind jedoch heute noch weithin sichtbar.

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26.06.2023 – Coppenbrügge

Linkerhand erhebt sich parallel zu unserem Radweg die Weserkette, rechterhand fließt die Weser. Wir sind jetzt nicht mehr weit entfernt von unserer zukünftigen Heimat und freuen uns auf weitere Fahrradtouren in dieser Gegend, denn das Weserbergland hält noch einiges für uns zu entdecken bereit! Nachmittags kommen wir durch Hameln und bauen unser Zelt schließlich auf dem Rattenfängerplatz auf. Vor ziemlich genau zwei Monaten waren wir hier, bei unserem Abstecher aus Frankreich nach Hildesheim, mit Moni und Markus wandern.
Abends gehen wir griechisch essen bei Bulut.

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25.06.2023 – Rinteln

Heute ändert sich die Landschaft deutlich! Wir fahren von der norddeutschen Tiefebene, immer an der Weser entlang, auf einen langezogenen Gebirgszug zu. Hinüber müssen wir aber nicht, denn die Weser hat an einer Stelle einen Durchbruch geschaffen – die Porta Wesfalica. Hoch oben auf dem Berg, der sich bei der Durchfahrt, rechts von uns erhebt, befindet sich das Kaiser Wilhelm Denkmal, welches wir, ob seiner Größe, schon früher am Tag, aus der Ferne erspäht haben.
Auf der südlichen Seite des Gebirgszugs beginnt das Weserbergland. Unsere Augen können sich gar nicht sattsehen, an den saftig grünen Bergen.

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24.06.2023 – Espelkamp

Von gestern ist nurnoch ein nerviges Halskratzen zurück geblieben. Wir beschließen unseren Weg gemächlich und achtsam fortzusetzen. Als Faustregel gilt, dass genug Sauerstoff durch die Nase kommen muss und nicht durch den Mund geatmet wird – ansonsten Pause.
Heute haben wir unseren 200. Fahrtag und es sind nur noch vier 40 km-Etappen bis Algermissen bei Hildesheim! Vom Wegrand her duftet es nach Kamille und die Straßen sind verhältnismäßig ruhig. Die letzten Tage in Deutschland sahen alle etwa so aus, wie auf dem Bild oben: Straße, Radweg, Feld.
Weil heute Samstag ist, müssen wir uns, bevor wir beim Zeltplatz ankommen, essenstechnisch für Sonntag eindecken, eine Maßnahme, die so normal erscheint, interessanterweise aber in keinem anderen Land unserer Reise notwendig war.

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23.06.2023 – Diepholz

Am Morgen kann Helena kaum noch schlucken, sprechen oder durch den Mund atmen und das auf der hinteren Zunge liegende Zäpfchen verursacht eine Art Dauerbrechreiz. Wir sind unsicher, ob es besser wäre einen Tag komplett liegend im Zelt zu verbringen, oder die 12 Kilometer zum Arzt in Diepholz und wieder zurück zu fahren. Nach Rücksprache mit unserer Apotheken-Insiderin entscheiden wir uns kurz vor knapp für letzteres. Die Praxis schließt um 12:30 Uhr und wir kommen eine halbe Stunde vorher, ziemlich verschwitzt vom Kampf gegen den Wind, dort an und werden zum Glück noch aufgenommen.
Nach einer Kortisonspritze geht die Schwellung schnell etwas zurück. Weil morgen Wochenende ist, werden wir, nur für den Notfall, mit Antibiotika und einer Einweisung ins Krankenhaus ausgestattet. Das “Danke“ von Helli zum Abschied, kann man jetzt schon fast verstehen 😉
Auf dem Rückweg zum Zeltplatz halten wir noch bei einem Supermarkt, um Suppen und Saft für eine flüssige, sanftere Energiezufuhr zu kaufen.
Gegen Abend ist alles fast wieder normal – was für ein Tag…

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22.06.2023 – Ihlbrock

Am Morgen wacht Helena mit Halsschmerzen auf. Die Fahrt lassen wir deshalb mit regelmäßigen Pausen etwas entspannter angehen. Es geht entlang intensiv duftender Erdbeerfelder. Eine ganze Busladung Erntehelfer ist mit pflücken beschäftigt. Es ist drückend warm, abertausende kleine Insekten sind unterwegs und bleiben an uns kleben und wir sind froh, als wir auf dem Zeltplatz endlich unter einer kühlen Dusche stehen.
Für den Abend ist noch mal heftiger Starkregen vorausgesagt, daher mieten wir uns ein Schlaffass und sind sehr zufrieden mit der Entscheidung, als wir die ersten Schauer aus dem Fenster beobachten.
Zur Nacht hin schwillt Helenas Gaumenzäpfchen immer weiter an – das wird vermutlich eine unruhige Nacht.

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21.06.2023 – Emstek

Am Morgen laden uns unsere Nachbarn aus dem Wohnmobil zu Tee und Kaffee ein und wir erfahren, dass sie in der Nacht schon Evakuierungspläne für den Ernstfall für uns geschmiedet hatten. Aber unser Zelt hat uns einigermaßen trocken durch die Nacht gebracht und jetzt scheint bereits wieder die Sonne.
Wir sind heute, auf den Tag, seit neun Monaten mit Tandi unterwegs! Auf unserer Route durch die kleinen Ortschaften kommen wir an einem Fischbrötchenstand vorbei – da können wir nicht nein sagen!
Außerdem bekommen wir nach einigen erfolglosen Anrufen bei der Krankenkasse in den letzten Tagen, heute endlich das leidige Thema mit dem falschen Geburtsjahr geklärt, indem wir in Cloppenburg in der Filiale aufschlagen – Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Mit der korrekten Versicherungsbestätigung kann Helena nun endlich den Platz an der Hochschule annehmen und eine gute Portion Stress fällt ab.
Abends kommen wir bei Lisa und Tobi über WarmShowers unter. Als wir in der genannten Straße einfahren, treffen wir die beiden zufällig bei der Arbeit im Garten vorm Haus an. Sie strahlen eine tolle Energie aus und es wird ein super Abend, mit spannenden Gesprächen und einem aufregenden Tagesausklang bei dem Lieblingsbrettspiel (Paper Tales) ihres jüngsten Sohnes.

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20.06.2023 – Werlte

Erstaunlicher Weise fahren wir auch in Deutschland weiterhin fast ausschließlich auf Radwegen, obgleich diese etwas weniger gut in Schuss sind und direkt an vielbefahrenen Landstraßen entlangführen. Dadurch ist das Fahrerlebnis lauter und unruhiger, aber immerhin sicher! Zum Ende hin kommen wir dann doch noch in verkehrsärmere Nebenstraßen. Der Radweg hier nennt sich “Straße der Megalithkultur“. Kurz vorm Campingplatz machen wir einen kleinen Abstecher in den Wald zu einem ausgewiesenen, jungsteinzeitlichen Großsteingrab. Lange können wir aber nicht bleiben, denn die Mücken hatten wohl länger keine Opfer und kommen, als sie uns riechen, geradezu in einen Blutrausch.
Auf dem Campingplatz essen wir Pizza und Flammkuchen. Als die ersten Blitze am Horizont aufleuchten, verkriechen wir uns ins Zelt. Und kaum eine halbe Stunde später sind wir mitten im Auge eines heftigen Sommergewitters. Donner folgt im Sekundentakt den Blitzen und wie aus Eimern ergießt sich der Regen auf die Zeltplane, drückt sich durch die kleinsten Löcher, die verschiedenste Katzenpfoten in den letzten Monaten hinterlassen haben und bildet Rinnsale am Innenzelt. Trotzdem breitet sich ein Hochgefühl in uns aus. Die aufgestaute Spannung in und um uns entleert sich – wir sind Zuhause! Und nach den letzten Monaten in so engem Kontakt mit der Natur kann uns gerade nur wenig Angst einflößen.

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19.06.2023 – Papenburg

Als wir gestern abend gerade im Zelt verschwunden sind, zog noch unerwartet ein intensiver Regenschauer über uns hinweg.
Am Morgen ist es durch den Sommerregen zu unserer Freude deutlich abgekühlt, kein Vergleich zu den letzten Tagen! Das Zelt ist aber über Nacht bereits wieder getrocknet und so packen wir unbeschwert alles zusammen und brechen auf.
Erst knacken wir die 10.000 km, dann erreichen wir die Deutsche Grenze. Der Übertritt ist ein kleiner Schritt für Tandi, aber ein großer für uns! Das Gefühl, nach all diesen Monaten wieder in Deutschland einzuradeln, ist unbeschreiblich! Die erste Amtshandlung besteht darin mit einem Ingwershot anzustoßen und anschließend die Helme sicherheitshalber wieder aufzusetzen – nach nun fast 400 befreiten Kilometern ohne.
In der Mittagspause erledigen wir mit schlechtem Handyempfang (Willkommen in Deutschland) noch einige organisatorische Dinge für die Hochschule und sichten erste Wohnungsinserate. Abends kommen wir gemütlich über WarmShowers unter.