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01.06.2023 – Temse

Heute startet die Bewerbungsphase für Helenas Studium. Den Morgen nutzen wir also für die Onlinebewerbung und die Delegierung des Postversandts der Zeugnisse. Danke an dieser Stelle für jede Untersützung!
Gegen 10 Uhr verabschieden wir uns von Andre und seiner Frau. Wir fahren weiter an der Schelde entlang. Zweimal ist die direkte Flussroute unterbrochen, doch wir werden sicher von roten Schildern auf andere Radwegen umgeleitet, bis der Ursprüngliche wieder befahrbar ist – teilweise Kilometerlang. Das ist bisher ein Alleinstellungsmerkmal von Belgien!
Abends kommen wir bei An und Hans im Garten unter. Sie laden uns zum Abendessen ein und geben uns einige Tipps für schöne Radwege bis in die Niederlande sowie gute Paddelstrecken, sodass wir uns auch diesen Wunsch noch erfüllen können.

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31.05.2023 – Gent

Heute fahren wir durch Gent. Auf einem Radweg am Kanal wird man elegant in die Stadt gelenkt (und später auf der anderen Seite genauso unkompliziert wieder raus). Gent gefällt uns auf Anhieb. Viele Fahrräder sind unterwegs, die Innenstadt ist angenehm verkehrsberuhig und unter fast allen Einbahnstraßen-, Abbiege- oder Durchfahrtsverbotsschildern steht “uitgezonderd 🚲“ Ein jugendlicher, frischer, alternativer flair liegt in der Luft. All zu lang können wir uns mit der Erkundung allerdings nicht Zeit lassen, denn unsere heutigen Gastgeber warten bereits auf uns.
Als wir ankommen wird gerade der Rasen für unser Zelt gemäht. Wir unterhalten uns in einem Mix aus flämisch, deutsch und englisch. Die beiden machen offensichtlich viel selbst, denn es stehen verschiedene Utensilien überall herum, unter anderem eine amtliche Sammlung an Gläsern.
Wir dürfen uns im Haus wie zuhause fühlen, Küche und Bad frei mitnutzen. Wir wagen uns noch mal an eins unser Lieblingsgerichte und zum ersten Mal auf der Reise stimmen alle Komponenten für perfekte Kartoffeln mit Quark!

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30.05.2023 – Deinze

Nach zwei schönen Tagen, verabschieden wir uns von Els und Jolan. Was für ein toller Zufall, dass wir dieses bunte Stadtfest miterleben konnten!
Wir fahren auf einen nicht all zu fernen Campingplatz. Es ist heiß, doch die Weiden stehen in vollem Saft und regelmäßig trifft uns ein erfrischender Tropfen. Die Radwege sind super markiert und das System der nummerierten Kreuzungen begegnet uns wieder, hier in noch konsequenterer Version. Für die sinnvolle Nutzung gibt es Websites, die einem den Weg von A nach B planen, indem sie die Kreuzungsnummern inklusive Kilometerabstand ausgeben. Diese kann man sich als schmalen Streifen ausdrucken, aufs Oberrohr kleben und dann einfach den Zahlen folgen.

Freinacht Regen.-Pause Stadt

29.05.2023 – Kortrijk

Nachdem wir gestern schon einen kleinen Vorgeschmack der vollen Stadt erhalten haben, tauchen wir heute nochmal tiefer ein. Jolan fährt uns mit seinem Lastenrad hin. Es ist Pfingsten, hier: Sinksen! Und das wird jährlich mit einem riesigen mehrtägigen Festival gefeiert. Die ganze Stadt ist jetzt Fußgängerzone. Durch die Straßen ziehen bunte Truppen, tanzend, mit Instrumenten. Verschiedene Bühnen für Akrobaten, Musiker und Schausteller sind errichtet. Es gibt ein volles Programm, welches dem Pflasterzauber in Hildesheim ähnelt. Für die Kinder stehen stilvolle Fahrgeschäfte und kreative Installationen bereit, die mechanisch von Menschenhand angetrieben werden. Zur Stärkung gibt es den Culture Food Market, wo Essen aus allen möglichen Kulturen angeboten wird. Wir schlemmen uns durch Afrika und den nahen und mittleren Osten und sind einer längeren Radreise in diese Regionen garnicht so abgeneigt. Regelmäßig wechselt hier die Musik und bildet das gesamte Länderspektrum ab. Für Els und Jolan ist es immer ein großes Wiedersehen mit allen Freunden aus der Kindheit, die über Pfingsten bei ihren Familien sind. Beim Streifen durch die Straßen vergehen keine 5 Minuten ohne dass jemand freudig gegrüßt wird. Und so feiern die beiden noch bis in die Nacht, während wir energetisiert und gleichzeitig todmüde mit der Sonne schlafen gehen.

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28.05.2023 – Kortrijk

Wir frühstücken mit Maxim, dann geht es am Fluss entlang nach Kortrijk. Auf halber Strecke hängen sich vier Rennradler für einige Kilometer in unseren Windschatten und treiben uns ungewollt an. Dabei wollten wir die 20 km heute doch entspannt radeln! Als wir in Kortrijk eintreffen, schallt uns Musik entgegen und dann sehen wir auch schon die vollen Straßen – es ist Flohmarkt, der größte in Flandern. Wir steigen ab und schieben. Weil wir mit Tandi trotzdem kaum voran kommen, versuchen wir über Nebenstraßen auszuweichen, aber vergeblich, wir können dem Trubel nicht entfliehen. Die ganze Stadt ist voll. (Wir werden morgen noch erfahren warum)
Um 14 Uhr treffen wir Jolan und Els in ihrer neuen gemeinsamen Wohnung. Bei der obligatorischen Führung bekommen auch wir richtig Lust eine Wohnung einzurichten.

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27.05.2023 – Wervik

Nachts kamen noch Nathalies Bruder und ihre bereits ausgezogene Tochter, als spontaner Übernachtungsbesuch, von einem Konzert. Also frühstücken wir am Morgen zu sechst. Nach so viel Gastfreundschaft fühlen wir uns wieder sozial aufgeladen und die Reisemotivation steigt. Von Lille führt ein Flussradweg, der die Landesgrenze darstellt, nach Wervik. Gegen Mittag wechseln wir über eine Brücke die Seite und sind in Belgien. Nicht weit vom Fluss wohnt Maxim, den wir über “welcome to my garden“, der belgischen Version von “1nitetent“, kennengelernt haben. Wir können unser Zelt in seinem riesigen Garten aufstellen und abends grillen wir gemeinsam. Wir unterhalten uns über die vielen Gedenkstätten, die wir in den letzten Tagen gesehen haben und Maxim erinnert sich an eine Situation bei einem Besuch in München, bei dem die Sprache auf den Krieg kam und er so viel Scham bei seinen Gegenübern verspürte. Es irritierte ihn, denn ihm als Belgier ist sehr wohl bewusst, dass heute niemand der Deutschen dafür verantwortlich ist. Die Klarheit mit der er das sagt, löst Etwas in uns aus, denn auch unser Gefühl der letzten Tage war irgendwie schuldbehaftet. Zum Beispiel hat es sich besser angefühlt, uns beim Besuch der Kriegsdenkmäler nicht auf deutsch miteinander zu unterhalten. Es scheint in der deutschen Kultur festzusitzen und es ist fraglich wie gerechtfertigt das noch ist.

Land

Frankreich Spezial

Frankreich begann für uns mit dem Beenden des Jakobsweges. Nach Spanien hat es sich wie ein großer Schritt Richtung Heimat angefühlt. Für uns wurde die Sprachbarriere geringer und die Landschaft in ihrer Gliederung und mit dem deutlicheren Eingriff des Menschen vertrauter. Das Gefühl der Reise wurde weniger wild und abenteuerlich. Uns bleiben als Erinnerung die vielen süßen Wildkaninchen, fantastische Flussradwege, Menschen mit Baguettes und erstaunlich viele christliche Darstellungen, wie Mariengrotten, Kreuzwege und Jesusstatuen.

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26.05.2023 – Lille

Am Morgen trinken wir gemütlich Tee. Als wir uns gerade verabschieden, kommen noch die Eltern von Simon mit denen wir uns auch noch kurz unterhalten.
Heute haben wir nochmal 60 Kilometer mit Gegenwind vor uns, bevor sich unsere Routenplanung streckenmäßig deutlich entspannt und wir am 29.05. Jolan und Els in Belgien treffen.
Gegen Mittag fahren wir an einem Imbiss vorbei, der gerade schließt. Die Besitzerin schenkt uns die letzte, übriggebliebene Portion Pommes – ein willkommener Snack zwischendurch.
Als wir ziemlich erschöpft in Lille ankommen, sind wir so dankbar, als wir wieder in ein gemütliches Zimmer einquartiert werden und uns erstmal frisch machen können. Danach werden wir zu einem typisch ausführlichen französischen Abendbrot eingeladen. Es gibt Oliven und Apfelsaft als Starter, dann Nudeln, eine Käseplatte mit Brot und zum Schluss einen Obstsalat aus Erdbeeren und Kiwi, dazu Mousse au Chocolat. Wir sind die ersten WarmShowers-Gäste von Eric und Nathalie und total auf einer Wellenlänge mit den beiden. Wir erzählen und lachen viel und erst nach 22 Uhr verabschieden wir uns ins Bett.

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25.05.2023 – Arras

Aufgrund des Mangels an Zeltplätzen abseits von der Küste, müssen wir für die nächsten Nächte mal wieder unsere Komfortzone der Zweisamkeit verlassen. Wir schreiben ein paar Franzosen über WarmShowers an und erhalten schnell zwei Zusagen für heute und morgen. Mal sehen was uns diesmal erwartet…
Heute ist bei uns ein geschichtsschwanger Tag. Wir kommen an zahllosen Kriegsfriedhöfen und Denkmälern vorbei. Der zweite Weltkrieg ist hier allgegenwärtig.
Gegen 18 Uhr werden wir von unseren Gastgebern Geraldine und Simon empfangen. Sie haben ein Haus im Grünen und wir bekommen ein eigenes Zimmer mit Bad, wo wir uns staunend niederlassen. Es ist wirklich bei jedem Gastgeber anders! Nach einem kurzen Austausch, verabschieden wir uns sehr früh ins Bett – 8 Tage ohne Pause und mit viel Wind fordern ihren Tribut.