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Freinacht Regen.-Pause Stadt

29.05.2023 – Kortrijk

Nachdem wir gestern schon einen kleinen Vorgeschmack der vollen Stadt erhalten haben, tauchen wir heute nochmal tiefer ein. Jolan fährt uns mit seinem Lastenrad hin. Es ist Pfingsten, hier: Sinksen! Und das wird jährlich mit einem riesigen mehrtägigen Festival gefeiert. Die ganze Stadt ist jetzt Fußgängerzone. Durch die Straßen ziehen bunte Truppen, tanzend, mit Instrumenten. Verschiedene Bühnen für Akrobaten, Musiker und Schausteller sind errichtet. Es gibt ein volles Programm, welches dem Pflasterzauber in Hildesheim ähnelt. Für die Kinder stehen stilvolle Fahrgeschäfte und kreative Installationen bereit, die mechanisch von Menschenhand angetrieben werden. Zur Stärkung gibt es den Culture Food Market, wo Essen aus allen möglichen Kulturen angeboten wird. Wir schlemmen uns durch Afrika und den nahen und mittleren Osten und sind einer längeren Radreise in diese Regionen garnicht so abgeneigt. Regelmäßig wechselt hier die Musik und bildet das gesamte Länderspektrum ab. Für Els und Jolan ist es immer ein großes Wiedersehen mit allen Freunden aus der Kindheit, die über Pfingsten bei ihren Familien sind. Beim Streifen durch die Straßen vergehen keine 5 Minuten ohne dass jemand freudig gegrüßt wird. Und so feiern die beiden noch bis in die Nacht, während wir energetisiert und gleichzeitig todmüde mit der Sonne schlafen gehen.

Freinacht Jakobsweg on tour

20.03.2023 – Sarria

Zusammen mit Jolan geht es um 8 Uhr los. Die Sonne scheint und wärmt in dieser Höhe bereits, aber im Tal hängen noch dicke, weiße Nebelkissen. Um uns herum erwacht langsam Alles und wir fahren in sanftem Auf und Ab durch den Morgen. Dann beginnt die große Abfahrt. Wir rauschen ins Tal und erreichen den Nebel. Die Sicht wird immer schlechter, in einer Kurve scheint es als würde es ins Nichts gehen. Kaum zu glauben, dass wir vor wenigen Minuten noch Sonne hatten. Die feuchte Kälte hier beißt an den nackten Schienbeinen, aber innerlich macht sich ein Jubeln breit. Wir fühlen uns frei und energiegeladen. Unser Tandem ist durch seine Masse so schnell, dass wir Jolan mit seinem Klapprad bergab immer wieder verlieren, aber bergauf ist er im Vorteil. Erst nach 30 Kilometern essen wir Frühstück.
Der angestrebte Campingplatz ist leider geschlossen und die näheren Herbergen zu teuer. Also suchen wir gemeinsam einen Wildcampingspot. Eine ganz neue Erfahrung nun zu dritt seine Bedürfnisse und Gefühle zu teilen und etwas Geeignetes zu finden. An einem Fluss werden wir uns schließlich einig. Die gut bekannte leichte Unsicherheit legt sich, je mehr wir den Platz einnehmen, zu unserem Lager gestalten und all die ihm eignen Geräusche kennenlernen. Es wird ein ausgelassener Abend. Wir gehen im kühlen Fluss baden, dehnen uns danach auf der Wiese und machen etwas AcroYoga.

Freinacht on tour

28.02.2023 – Abrunheira

Es ist kaum vorstellbar für jemanden der es nicht miterlebt, wie irre die Hunde auf irgendwas an uns oder dem Tandem reagieren. Richtige Bellchöre brechen aus, sobald wir uns nähren. Und dann stacheln sie sich gegenseitig hoch, stecken auch noch Gänse und Hähne an und schon ist das ganze Dorf in Aufruhr. Total crazy…
Aber das kennen wir ja jetzt schon seit einigen Monaten und seit wir nicht mehr in Italien sind und recht sicher sein können, dass die Hunde angeleint sind, finden wir teilweise unseren Spaß daran.
Immer öfter gibt es jetzt Straßen, die wenig befahren und dennoch gut erhalten sind. So macht das radeln wieder richtig Freude. Dazu kommen leichte Berge, die die Landschaft interessanter machen. Klar sind die Höhenmeter immer anstrengend, aber jedes Mal aufs Neue sind wir verzaubert vom verdienten Ausblick. Auf einer Art Höhenzug fahren wir einige Kilometer. Linkerhand können wir von hier am Horizont schon das Meer sehen! Rechts fällt der Blick in ein grünes Tal.
Zum Schlafen suchen wir uns wie gestern einen “Parque de Merendas“. Um dort hin zu gelangen müssen wir einen Kopfsteinpflasterweg SEHR steil hinab rollen – hier kommt sicher nicht so oft jemand her… Aber es ist ein absoluter Wohlfühlort. Während die Sonne orange leuchtend untergeht, kochen wir einen leckeren Eintopf.

Freinacht on tour

27.02.2023 – Casal dos Bernardos

Deutlich später als unsere Zimmernachbarin, eine Pilgerin aus Tschechien, brechen wir auf. Wir erfahren, dass der frühe Start bei Pilgern durchaus üblich ist und von manchen Herbegen sogar gefordert wird. Sobald wir ab Santiago de Compostela dem Jakobsweg rückwärts folgen, werden wir uns diesem Rhytmus wohl anpassen müssen.
Gestern Abend haben wir etwas recherchiert und entdeckt, dass es ab hier in Nordportugal auch ausgewiesene Picknickplätze gibt. In Spanien haben wir sie als “Area Recreativa“ kennengelernt, große Areale mit Bänken und Grillhäusern, in Portugal heißen sie “Parque de Merendas“. Einen solchen steuern wir heute zum Wildzelten an.
Entspannt erreichen wir den anvisierten Spot. Die Fahrt war durch einige gemütliche Pausen, unauffälligen Verkehr und die wärmende Sonne so entspannt wie lange nicht! Der Schlafplatz ist überwältigend: verteilt zwischen den Weiden finden sich Bänke, eine Quelle spendet frisches Wasser zum Waschen und Kochen und der Ort ist so abgeschieden, dass wir vor Sonnenuntergang bereits das Zelt aufbauen und eingekuschelt in den Schlafsack einen Film schauen.

Freinacht on tour

24.02.2023 – Vila Franca

Kaum lässt man das Zelt mal für zwei Nächte stehen, macht es sich ein Haufen Spinnen zwischen Innen- und Außenwand bequem. Beim Abbau ist es gar nicht so leicht, die alle einzeln wieder lebend raus zu manövrieren. Hoffentlich wird beim Einrollen niemand zerquetscht.
Wir haben nach einer kurzen recherche doch noch einen Zeltplatz gefunden, müssen dafür jedoch die Tour durch die industriellen Vororte Lissabons legen. Den Vormittag über sind wir Grenzgänger zwischen Regen- und Sonnenfront, zwischen Bordstein und rauschendem Verkehr. Immer knapp auf der hellen und sicheren Seite. Leider ziehen die Wolken irgendwann doch noch über uns und lassen einen Hagel- und Regenschauer auf uns herab. Ab da fahren wir in Dauerniesel.
Als wir den Campingplatz erreichen, gibt uns die Frau an der Rezeption erst auf portugiesisch, dann etwas verständlicher auf französisch zu verstehen, dass der Platz aufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen ist. Wir sind der Verzweiflung nahe. Wohin nun, so durchnässt und durchgefroren? Die Unterkünfte viel zu teuer, der nächste Zeltplatz 30 km entfernt…
Wir atmen tief durch, fahren etwas weiter und stellen unser Zelt schließlich unter einer Brücke hinter einem Pfeiler am Wasser auf. Hier werden wir bestimmt von niemandem gesehen – vor allem nicht von den zwei, sich reichlich seltsam verhaltenden, weißen Trucks…
Über uns donnern die Autos hinweg. Dennoch fühlen wir uns hier sicher und es wird wider erwarten ein gemütlicher Abend in unserem Palast.

Freinacht on tour

22.01.2023 – Velèz de Benaudalla

Was für ein bombastischer Abschied aus dem Inland! Wir bekommen nochmal das Beste serviert, was die Berge zu bieten haben. Der Wind schiebt uns die letzten Hügel hoch, die uns noch von der Küste trennen. Eine kleine Pause am Hochpunkt, vor der Abfahrt, lassen wir uns nicht nehmen. Es gibt Tee und Suppe und einen Blick ins zerklüftete Tal. Plötzlich beginnt es über uns am Hang grollend zu donnern. Vermutlich Bergsprengungen, hoffentlich wissen die was sie tun… Beim dritten Mal werten wir es als Verabschiedung und schwingen uns aufs Rad. Die Sonne scheint und die Autobahn, die wir gestern noch stellenweise verflucht haben, zieht heute fast alle Autos in ihren Bann bzw. ihre Bahn und verschafft uns eine freie Abfahrt auf leeren Nebenstraßen. Im Rollen ziehen weißblühende Mandelbäume an uns vorbei, erst vereinzelt, dann immer zahlreicher. Tatsächlich fühlen auch wir, wie es wärmer wird. Schon um 15 Uhr erreichen wir unseren Schlafplatz, eine Area Recreativa bei der auch einige Spanier grillend ihren Sonntag verbringen. Der Geruch von Glutkartoffeln steigt uns in die Nase. Wir machen es uns in unseren Sesseln bequem und registrieren staunend, dass wir heute die 5000 Kilometer geknackt haben. Was für ein Meilenstein!

Freinacht on tour

20.01.2023 – Iznalloz

Als wir aus dem Zelt kriechen, ist es deutlich wärmer als beim reinschlüpfen gestern abend. Sobald wir wieder auf die Hauptstraße treffen, erblicken wir ein Stück Regenbogen vor uns, das uns einige Kilometer begleitet und dabei an Intensität gewinnt und zum vollen Halbbogen wächst. Von den beiden Dingen, die es für diese optische Erscheinung braucht, bekommen wir allerdings nichts ab. Wir fahren in eintönigem Grau und weder öffnet sich die Wolkendecke für die Sonne, noch um sich abzuregnen. Unsere beiden Pausen machen wir im stehen. Erst als wir den zweiten Berg des Tages erklommen haben, verwandelt sich der Himmel in ein großartiges Wolkenschauspiel und als wir das Tandem steil in den Kiefernwald schieben, in dem wir schlafen wollen, sendet die Sonne sogar ein paar wärmende Strahlen. Die Erkundung des Waldes, der von dem warmen Licht streifenweise durchzogen wird, erweckt Erinnerungen an unser geliebtes Brandenburg ♥
Mit der Zeit merken wir, dass das Leben am Hang ziemlich anstrengend ist, wir haben ja leider zwei gleich lange Beine 😉 Auch für unser Zelt finden wir keine ebene Fläche (der Indikator ist, wie schief der jeweils andere steht) und so rutschen wir beim zu Bett gehen förmlich in die Federn. Auch in der Nacht schwindet die leichte Spannung, um sich in Position zu halten, nie ganz.

Freinacht on tour

19.01.2023 – Solera

Schönheit hat viel mit Diversität zu tun. Das merken wir, als wir heute, zumindest stellenweise, endlich mal wieder etwas anderes als Olivenbäume sehen. Anfangs konnten wir uns kaum satt sehen an den gepflegten, grünen Weiten, aber irgendwann verloren sie für das Auge doch den Reiz. Das “Neue“ sind hohe, wuchernde goldene Halme am Straßenrand und schneebedeckte Bergketten am Horizont.
Abends fahren wir in einen kleinen Weg, der von der Straße abgeht und finden ein kleines Nest inmitten von Schilf und kahlen Bäumen am Fluss. Das soll der heutige Schlafplatz sein und er wird uns in der folgenen Nacht besser als gedacht vorm Wind und der Feuchtigkeit schützen.

Freinacht on tour

15.01.2023 – Villacarrillo

Die Nacht im Bahnhof war angenehm warm und bei einem kurzen gemeinsamen Blick hinaus, konnten wir einen der tiefsten und funkelnsten Sternenhimmel unseres Lebens bestaunen.
Am Morgen packen wir gut gelaunt ein trockenes Zelt ein und haben sogar die Ruhe und das Sicherheitsempfinden für einen Kaffee und Tee.
Zum Start geht es mild bergab, sodass wir die flüchtige Stimmung ganz in uns aufnehmen können, die das diesige Licht auf den Bergen erzeugt. Wie eine Zeichnung in graublau erscheinen nur die Silouetten und Staffeln sich bühnenbildmäßig nach hinten.
Nach den ersten 20 km des Tages endet unsere zweite Vìa Verde und wir werden auf eine Autostraße umgeleitet. Doch nur weil der weitere Teil der Bahnstrecke noch nicht ausgebaut ist, heißt das nicht, dass einige alte Bahnhöfe und Tunnel nicht noch irgendwo in der Landschaft existieren könnten. Wir nehmen uns vor heute Abend noch mal von der Straße abzufahren und einen weiteren Bahnhof zum Übernachten zu suchen, weil wir damit gestern so eine gute Erfahrung gemacht hatten und weil Regen zwischen 23 und 2 Uhr angekündigt ist. Zum Glück gibt es Karten, die die stillgelegte Zugstrecke noch verzeichnet haben.
Aber erst mal geht es entlang endloser Olivenplantagen. Die Bäume sind so akkurat angeordnet, dass es aussieht, als läge ein Vermessungsraster auf der Landschaft. Schon auf der Sattelitenkarte sah es abgefahren aus, aber erst von einem unserer heutigen Hochpunkte aus, erfassen wir ansatzweise die gesamte Dimension! Hier dreht sich alles um Oliven. Wir riechen viele große Fabriken zur Verarbeitung, schon bevor wir sie sehen und fast alle Autos die uns entgegen kommen oder uns überholen, haben was mit der aktuellen Olivenernte zu tun.
Am Abend finden wir nach einer beeindruckenden, aber auch anstrengenden Etappe tatsächlich einen der alten Bahnhöfe, inmitten, wie könnte es anders sein, einer bewirtschafteten Olivenplantage. Er ist gut in Schuss, also im wahrsten Sinne des Wortes: Er ist übersäht mit Einschusslöchern. Was hier wohl veranstaltet wurde? Dennoch besser, als im ungesicherten alten Tunnel, den wir auf dem Weg entdeckt haben, denken wir und errichten unser Nachtlager. So richtig gemütlich wird es aber erst nach Einbruch der Dunkelheit, als die Landwirtschaftsfahrzeuge ihren Betrieb einstellen und es leiser wird um uns herum.