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Freinacht on tour

14.01.2023 – Gènave

Achtung ein Zug fährt durch!
Heute fühlen wir uns schon viel mehr wie auf einer Bahnstrecke. Wir fahren durch tiefe Schneisen im Fels, lange Tunnel und über Dämme mit weitem Blick über die Landschaft. Die vorherrschenden Farben sind saftiges grasgrün und helles himmelblau. In regelmäßigen Abständen treffen wir auf die gut bekannten alten Bahnhöfe. Es ist fast immer das selbe Model nur in unterschiedlichen Verfallszuständen. In einem gut erhaltenen kommen wir heute unter und hoffen, durch das zusätzliche Dach, auf eine etwas wärmere Nacht. Wir merken, dass die kühlen Temperaturen an den Abenden und Morgenden uns zu viel Energie kosten, daher haben wir den Plan gefasst, nach einer kurzen Regenerationspause in einem Apartement nahe Ùbeda, zurück an die Küste zu fahren.

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13.01.2023 – El Jardìn

Von Albacete startet unser nächster Bahntrassenradweg, ähnlich dem nach Teruel. Beide gehören zu den Vìas Verdes, einem Netz aus umfunktionierten Bahnstrecken. Wir müssen jedoch schnell feststellen, dass Vìa Verde nicht gleich Vìa Verde ist. Dieser Weg wirkt viel liebloser gestaltet, als unser erster und verläuft, zumindest heute, eintönig durch Landwirtschaftsgebiete. An zwei Stellen werden wir unerwünschterweise von ein paar Wassersprenklern mitgegossen.
Am Wegrand sind immer wieder Schilder mit der Aufschrift: Coto de Caza. Das haben Spanien und Italien gemeinsam: die unfassbar vielen Jäger und Jagdgebiete.
Pausenplätze sind Mangelware. Der erste kommt nach über 50 km und den nutzen wir dann auch direkt zum schlafen. Beim Kochen, Essen und Zeltaufbauen schlottern wir, denn sobald die Sonne hinterm Berg verschwunden ist, ist es schnell sehr kalt geworden. Trotzdem lassen wir uns das Abendprogramm nicht entgehen. Gespannt sehen wir ein paar Iberiensteinböcken dabei zu, wie sie auf der Suche nach Nahrung am Hang entlang tänzeln. Ihre Trittsicherheit und Körperschwerpunktverlagerung ist beeindruckend.

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11.01.2023 – Valdeganga

Nachdem wir wirklich lange geschlafen haben, wagen wir uns in den Canyon. Unser Weg heute wird uns immer am Fluss Jùcar entlang führen, der sich in weiten Bögen zwischen den weißen Kalkfelsen hindurch schlengelt. Mächtig ragen sie neben uns empor und lassen die Klettererherzen schneller schlagen. Die kleinen Orte, durch die wir kommen, integrieren sich faszinierend in die Landschaft. Die Häuser verschmelzen förmlich mit dem Fels und teilweise sieht man von einem ganzen Ort nur die Hausfassaden, während die Wohnungen im Berg selbst liegen. Auch außerhalb der Orte blinzelt ab und zu ein Fenster aus dem Stein. Wir grüßen einige Arbeiter, die mit verschiedensten Reparaturen beschäftigt sind oder sich um ihre kleinen Gärten nahe des Flussbetts kümmern. Dieser schmale Streifen Land am Jùcar ist erstaunlich belebt. Und weit über all dem zieht ein Adler mit großen Schwingen seine Kreise.
Von Zeit zu Zeit weisen einige Schilder auf Steinbruchgefahr hin, für alle, die die Einschlagslöcher und Kalkspuren auf der Straße nicht selbst zu deuten wissen. Vlt. erfüllt unsere tägliche Kopfbedeckung hier zwei Funktionen… wenigstens für kleinere Steine…? Naja, lieber nicht zu lange drüber nachdenken.

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10.01.2023 – Villa de Ves

Gleich zu Beginn geht es heute steil bergauf. Erst so, dass wir es noch bewältgen können, indem wir die eh schon vorhandenen Serpentinen zusätzlich in Schlengellinien hoch fahren, später aber stellenweise zu steil, sodass wir schieben müssen. Als wir schließlich das Hochplateau erreichen, offenbart sich uns eine völlig neue Landschaft. Eine weite Ebene, mit Feldern, Wäldern und Windrädern. Soweit das Auge reicht, keine Felsen und Berge. Kaum zu glauben, dass wir uns 800 Meter über dem Meeresspiegel befinden. Es ist wie eine andere Welt… Und in dieser Welt sind wir ein Segeltandem:

Unsere “wohlverdiente“ Abfahrt zig Kilometer später, ist eine zwei Kilometer kurze, grobe Schotterpiste. Wir müssen so oft Pause machen, um die Bremsen zu kühlen, dass wir kaum schneller sind, als würde es bergauf gehen. Dafür überqueren wir durch dieses Opfer am Ende unsere erste Hängebrücke! und finden einen ruhigen Schlafplatz bei einem alten Elektrizitätswerk. Neben einigen teufelsanbeterischen Parolen und Zeichnungen, finden wir beim Erkunden der Ruine auch wunderschöne Wandmalereien, vermutlich von den ehemaligen Werksarbeitern.

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09.01.2023 – Cofrentes

Nach zwei Nächten drinnen ist Unordnung ins Gepäck gekommen, das als erstes wieder sortiert werden will. Dabei können wir auch noch mal die eine Tasche in Augenschein nehmen, die wir in Cella mit Zahnseide genäht hatten. Die Reparatur scheint die ersten Belastungen unbeschadet überstanden zu haben. Danach kaufen wir Proviant für die nächsten zwei Tage und starten in Richtung Albacete. Der Tag ist sonnig und mild, unsere Mittagspause durch die Atemübungen etwas länger als sonst und als wir unsere letzte Abfahrt des Tages hinunterrollen, sehen wir ein paar Böcke, die in unmittelbarer Nähe von uns geschickt die Felswände empor klettern.
Unser Schlafplatz liegt zwischen zwei Burgen aus der Zeit als Christen und Muslime noch um die Vorherrschaft in Spanien rangen.

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06.01.2023 – Talayuelas

Heute ist Weihnachtsbescherung in Spanien – der Tag der heiligen drei Könige! Gestern Abend zogen sie singend durchs nahe Dorf und die Weihnachtslieder hallten bis zu uns herüber. Gefeiert wurden sie mit einem bunten Feuerwerk und heute werden die Kinder ihre Geschenke finden.
Wir starten den Tag wie immer mit Tee, Kaffee und Müsli und versuchen dann mit einem Handtuch und rotgefrohrenen Fingern das Eis vom Zelt zu rubbeln. Aber erst mit Hilfe der Sonne bekommen wir das Zelt soweit trocken, um es guten Gewissens einpacken zu können. Dann geht es bei bester Laune los, entlang orange leuchtender Felsen bis wir an einer Kreuzung zum stehen kommen. Wir können den Weg, den das Navi (Komoot) vorschlägt einfach nicht finden, bis wir begreifen, dass es sich um die Schnellstraße handelt, die in 25 Meter Höhe über uns verläuft. Was für ein heftiger Kartenfehler! Und heute kostet er uns nicht nur ein paar Kilometer, sondern auch ein herzhaftes Abendessen, denn den angestrebten, einzig offenen Supermarkt, werden wir nicht mehr rechtzeitig erreichen. Aber wir sind gelassener geworden. Die Haferflocken werden schon irgendwie reichen für den Abend. Wir planen um und während wir noch überlegen, ob das die beste Alternativroute ist, befinden wir uns plötzlich auf den Spuren der heiligen drei Könige! In Mauernischen und unter Felsvorsprüngen finden wir Krippen in unterschiedlicher Größe und Detailverliebtheit. Die Suche ist aufregend, quasi Weihnachten und Ostern zugleich 😉 Mittlerweile ist es deutlich wärmer und wir fahren an einem rauschenden Bach entlang, durch einen sonnendurchfluteten Wald, zwischen hoch emporragenden Felswänden hindurch und dann wieder auf engen Serpentinen bergauf. In den Bergen wird uns wirklich nie langweilig!

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05.01.2023 – Torrebaja

Entgegen der gestrigen Erwartungen, schlafen wir recht gut und warm. Wie kalt es Nachts tatsächlich außerhalb unseres gemütlichen Nestes war, erfahren wir, als wir am morgen unsere Flaschen öffnen und das Wasser darin, durch die Erschütterung, augenblicklich kristallisiert. Unser Waschritual setzen wir trotz naher Wasserquelle aus. Nach dem Zeltabbau sind unsere Hände eiskalt. Auch während der Tour müssen wir immer wieder anhalten, um die Finger unter der Jacke am Körper zu wärmen. Bei der ersten Pause ist es diesmal Tinos Kreislauf der zusammensackt und nur durch hinsetzen und einen Energieriegel wieder in Schwung kommt.
Gegen 11 Uhr sind wir weit genug oben, dass die Sonne uns erreichen und wärme spenden kann. Obwohl Wärme hier in Relation zu sehen ist. In diesem Fall heißt es, dass wir die Handschuhe ausziehen können, Windjacke und -hose bleiben an, in weiser Voraussicht auf die Abfahrt, denn schon ist der Pass auf über 1400 m Höhe überquert und es geht bergab!
Leider finden wir auf dem gesamten Weg keinen geöffneten Supermarkt, dafür einen superschönen Schlafplatz an einem Bach. Bezüglich des Abendessens werden wir sehr kreativ werden müssen, denn die Vorräte sind quasi aufgebraucht. Hoffentlich hat morgen irgendein Laden offen, trotz Feiertag…

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04.01.2023 – Bezas

Wir erwachen mit heftigem Muskelkater. Der Tag gestern hatte es in sich.
Das Packen fühlt sich an, wie ein Neuanfang. Alle Klamotten sind mal wieder frisch gewaschen, die kaputte Isomatte ist ersetzt und einiges nicht genutztes Equipment wie Wasserfilter und -säcke, sowie Solarpanel und etwas Werkzeug schicken wir mit Roman und Lotta zurück nach Berlin, sodass unser Gepäck insgesamt leichter wird. Perfekt für die weiteren bevorstehenden Bergetappen!
Der Abschied fällt gar nicht so leicht, aber gegen Mittag trennen sich unsere Wege schließlich. Der Himmel ist wolkenlos und die Luft ganz klar. An einigen Stellen, wo die Berge dicht stehen und die Sonne nie hinkommt, sehen wir glitzernden Frost am Boden. Unfassbar, dass wir vor einer Woche noch in kurzarm und -bein unterwegs waren. Doch die kühlere Temperatur ist der Preis für die fantastischen, wilden Berglandschaften, absolute Ruhe in der Natur, und leere Straßen ganz für uns allein. Und den sind wir, zumindest temporär, gerne zu zahlen bereit.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz finden wir das “centro de Interpretaciòn“ und interpretieren den Parkplatz davor als unseren heutigen Zeltplatz. Als die letzten Sonnenstrahlen verschwinden, wird es schlagartig kalt und die halbe Stunde bis es dunkel wird, stehen wir nur eng umschlungen da. Dann können wir endlich aufbauen und uns in den Schlafsack verkriechen. Mal sehen wie wir durch die Nacht kommen…

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30.12.2022 – Sarriòn

Hier in den Bergen durchlaufen unsere Körper eine Art Abhärtungsprogramm z.B. durch deutlich kühlere Nächte (bis auf 4/5°C). Und am Morgen heißt es dann erst mal Waschen mit eiskaltem Brunnenwasser… Eine kleine Runde Sport dient dem Aufwärmen und dann wird gefrühstückt.
Zum Glück fühlen wir uns beide gut erholt und fit und so brechen wir gegen 10 Uhr von unserem liebgewonnen Schlafplatz auf. Es geht weiter auf dem alten Bahndamm. Was für ein Luxus mitten im Gebirge zu sein, aber nur moderate Anstiege zu haben, weil für den ehemaligen Zug, Schneisen und Tunnel in die Berge gehauen wurden, die einem das Gröbste ersparen. In einem besonders langen sind allerdings mittendrin mehrere Lampen in Folge ausgefallen und so finden wir uns plötzlich in absoluter Finsternis wieder und fahren in wortwörtlich blindem Vertrauen, bis es wieder hell wird. Auf der anderen Seite erwartet uns jedes Mal eine andere Überraschung. Entweder die Landschaften ändern sich drastisch oder die Farbe der Felsen. Durch verschiedene Erze reicht das Spektrum von weiß/grau über gelb, dunkles orange und violett bis grün/blau. Ein spektakuläres Farbenspiel.
Abends finden wir eine Kapelle inmitten von Olivenbäumen unter denen steinerne Tische mit Bänken stehen und zwei offene Gebäude mit langen Tafeln. Bestimmt ein beliebter Platz für Feste im Sommer und heute für uns zum Schlafen.

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29.12.2022 – Barracas

Seit gestern Mittag fahren wir durchweg auf der “via verde de ojos negros“ einem ehemaligen Bahndamm, der zu einem Radweg umfunktioniert wurde. Es wechseln sich tolle Passagen mit weitem Blick über die Landschaft (teils über Viadukte) mit Abschnitten, in denen wir durch Schluchten oder lange Tunnel fahren. Dafür müssen wir nicht mal die Fahrradlampen rausholen, denn die Tunnel sind ausgestattet mit Bewegungsmeldern, oder Schaltern, um sich Licht an zu machen. Am Wegesrand finden sich einige einladende Rastplätze. Ein Radler-Traum!
Mitten in der Hochstimmung werden plötzlich Helenas Beine ganz zittrig, und es scheint, als würde der eingeatmete Sauerstoff nicht ausreichend im Körper ankommen. Nach ein paar Nüssen und Datteln wird es besser, doch ganz kommt die Leistungsfähigkeit nicht zurück und dann wandeln sich die vorher unregelmäßigen Böen auch noch in einen grausamen Gegenwind, der an den Jacken reißt und in den Ohren rauscht. Die letzten 20 Kilometer schaffen wir nur mit einem Podcast zur Ablenkung.
Als wir in der Dämmerung gegen 18 Uhr und einem Schnitt von 11,8 km/h unsere Tour beenden, waren es nicht nur gefühlt die längsten 42 Kilometer unserer Radgeschichte. Der anvisierte und erreichte alte Bahnhof, der unser Schlafplatz werden soll, stellt sich als perfekt geeignet heraus, weil er uns vor dem Wind und möglichen Blicken schützt. Als wir uns schließlich ins Zelt legen, fällt mit einem tiefen Seufzer die ganze Anspannung von uns ab.