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Jakobsweg on tour

05.04.2023 – Saint-Jean-Pied-de-Port

Heute geht es fast nur noch bergab. Gegen Mittag rollen wir über eine Brücke in Arnèguy und sind damit in Frankreich angekommen.
Saint Jean ist kleiner als erwartet, dennoch bekommen wir unsere letzten Stempel zusammengesammelt. Damit haben wir jetzt offiziell zwei Jakobswege absolviert, sind also quasi Pilgerprofis 😉
Bevor wir die Stadt verlassen, legen wir noch unsere Jakobsmuschel, die uns seit Lissabon begleitet, mit einer kleinen Signatur versehen, an den Fuß der Kathedrale neben ein paar bunt bemalte Steine.

Jakobsweg on tour

04.04.2023 – Espinal

Heute fahren wir durch die Pyrenäen. Nach und nach absolvieren wir die voraussichtlich letzten Pässe der Reise, auf 801, 922 und 1057 Meter Höhe. Unser ständiger Begleiter ist ein brutal kalter Eiswind, der kaum eine Pause zulässt.
Wir überlegen bis Frankreich durch zu fahren, beschließen letzlich aber doch noch eine Nacht in den spanischen Bergen zu verbringen. Auch auf dem Campingplatz kühlt uns der Wind ohne Gnade bis auf die Knochen aus. Am Horizont sehen wir die verschneiten Gipfel der höheren Berge und freuen uns auf den warmen Schlafsack.
Abends kommt noch eine Mail von Helenas zukünftiger Hochschule rein. Sie laden zu Schnupper- und Kennenlerntagen in die Werkstätten ein. Da es eine große Chance darstellt, beschließen wir (nicht gerade leichten Herzens) die Reise Mitte April für ein paar Tage zu unterbrechen, das Tandem in Frankreich zu lagern und mit dem Zug einen “kleinen Ausflug“ nach Hildesheim zu unternehmen.

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03.04.2023 – Trinidad de Arre

Wir sind gestern in der Casa Paderborn untergekommen, eine Herberge die von deutschen Freiwilligen geführt wird. Wir verstehen uns gut mit den beiden Damen und so kommt es, dass wir unser Tandem incl. Gepäck heute im Keller der Herberge stehen lassen dürfen, obwohl man normalerweise am Morgen mit Sack und Pack verabschiedet wird. Diese einmalige Chance lassen wir uns natürlich nicht entgehen und verbringen den Vormittag mit leichtem Gepäck, zu Fuß in Pamplona.
Gegen Mittag holen wir das Tandem wieder ab und bringen als dankeschön zwei Stück Kuchen mit. Anschließend fahren wir nur noch ca. fünf Kilometer bis zur nächsten Herberge außerhalb der Stadt – ein Pausentag der anderen Art.
Am Abend beginnt ein Waschmaschinenkrimi. Wir wollen eine Wäsche waschen, doch der Hospitalero betätigt die Einstellungen für uns. Als er weg ist, verstellen wir die Zeit von 15 auf 60 Minuten und die Temperatur von 30° auf 40°. Inständig hoffend, dass er es nicht bemerkt, beobachten wir, wie die Zeit runterzählt. Kurz vor Ende, springt die Anzeige plötzlich wieder auf 37 weitere verbleibende Minuten und es heißt weiter bangen. Am Ende werden wir erwischt und zahlen bereitwillig nach – unangenehm …

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02.04.2023 – Pamplona

Für den Tag ist Dauerregen angesagt, daher verlassen wir die Herberge bereits in Regenklamotten. Doch bevor wir starten können, gibt es noch ein kleines Fotoshooting, weil zwei Leute aus der Herberge, begeistert von unserer Geschichte, gerne ein Bild von uns auf dem Tandem haben wollen.
Den gesamten Vormittag über verschont uns der Regen glücklicherweise. Wir haben einen parabelförmig ansteigenden Berg zu bezwingen, also eine stetig zunehmende Steigung und sind dankbar, die Jacken offen haben zu können und uns nicht zwischen schweißnass und regennass entscheiden zu müssen. Das Ende des Berges kündigt sich durch immer stärker werdenden Wind an – heute von vorne.
Als wir über den Pass rollen breitet sich vor uns eine Felsformation aus, verschleiert von einem Regenbogennebel. Auf dieser Seite des Berges regnet es und wir werden doch noch richtig nass. Unter einer Brücke rasten wir für einen Moment, um das gröbste abzuwarten und just in dem Moment rennt eine Schafsherde die Straße entlang an uns vorbei. Es rührt uns wie sozial dieses Gefüge funktioniert. Ein Schaf vorne gibt die Richtung vor und eins hinten schaut immer wieder zurück, dass kein Nachzügler verloren geht. Sein Besonderes Augenmerk liegt auf einem humpelnden Lämmchen, welches immer wieder einen animierenden Stupser bekommt.

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01.04.2023 – Estella

Am Morgen werden wir vom neuen Hospitalero aus Italien, mit dem wir gestern noch eine Weile zusammengesessen und erzählt hatten, verabschiedet – mit einer herzlichen Umarmung und zwei dicken Küssen auf die Wangen. Er verspricht uns auf der Karte in unserem Blog zu verfolgen.
Wir kommen durch die Weingegend Rioja, die sich entlang des Flusses Ebro erstreckt und sehen einige Bodegas (Weinkellereien) – eine davon heißt Tandem!
Abends kochen wir uns einen großen Topf voll Gemüse. Es ist irgendwie gar nicht so leicht genug davon zu bekommen in Spanien. Zum Glück bleibt sogar noch genug übrig, um unsere Brotbox für morgen Mittag zu füllen. Ein vollwertiger Energielieferant für unseren letzten heftigen Anstieg dieser Reise, denn nach den Pyrenäen begeben wir uns in vorwiegend flaches Terrain.

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31.03.2023 – Logroño

Zum Abschied gibt es einen warmen, herzlichen Händedruck. Trotz anfänglicher Skepsis unsererseits, hat sich diese Herberge als sehr besonderer Ort herausgestellt und wir sind dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Geplant ist für heute ein entspannter Regenerationstag auf dem Tandem – das entspricht etwa 20 Kilometern ohne nennenswerte Steigungen. Als wir nach weniger als einer Stunde in Grañòn einrollen, fast ohne pedaliert zu haben, beschließen wir den Rückenwind zu nutzen und die morgige Tagesetappe noch ran zu hängen.
Um 14:30 Uhr erreichen wir Logroño und müssen zum ersten Mal anstehen, um einen Platz in einer Herberge zu bekommen. Es wirkt wie eine große, anonyme Massenabfertigung, es soll sich aber noch ganz anders herausstellen. Abends gibt es wieder ein gemeinsames Abendessen an einer langen Tafel für die vielen Pilger, die sich in der Lautstärke der Gespräche immer weiter übertreffen. Das absolute Kontrastprogramm zu der kleinen Runde gestern. Nach dem Essen richten die beiden Hospitaleros noch ein emotionales Wort an die Pilger. Nach 12 Jahren in denen die beiden in Ihrer Rentenzeit ehrenamtlich für jeden Pilger da waren, jeden Abend gekocht haben, und sich voll und ganz dieser Herberge verschrieben hatten, ist heute ihr letzter Abend. Sie geben ab an die nächste Generation Hospitaleros. Mit einem riesen Applaus werden die beiden verabschiedet. Eine Ära endet und jeder im Raum ist gerührt.
Draußen ziehen, laut trommelnd, verschiedene Prozessionen vorbei. Die Semana Santa (Osterwoche) beginnt und damit auch die Ferien in Spanien und die Hauptsaison des Jakobswegs.

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30.03.2023 – Tosantos

Es sind nur noch wenige Kilometer bis Burgos, eine der größten Städte am Jakobsweg, wo wir mal wieder unseren Grundvorrat an Lebensmitteln auffüllen wollen. Vor der Kathedrale treffen wir zwei Jungs aus Magdeburg. Sie sind, frisch nach dem Abi, mit den Rädern aus Deutschland gestartet und auf dem Weg nach Lissabon. Wir tauschen ein paar Erfahrungen aus und sie machen uns richtig Vorfreude auf den Eurovelo 1 durch Frankreich. Anschließend radeln wir in entgegengesetzte Richtung weiter.
Die Hauptsehenswürdigkeit von Tosantos, unserem Zielort, ist eine Felsenkirche. Sie liegt zu großen Teilen innerhalb des Berges und erinnert uns an unsere Fahrt durch den Canyon, wo wir bereits vergleichbare Häuser gesehen haben.
Jede Herberge auf dem Jakobsweg hat Ihren eigenen Stil. Diese hier wird von drei Franzikanern geführt und vermittelt einen starken Gemeinschaftsgeist. Der Älteste unter Ihnen ist sehr sehr herzlich, ca. fünfundsiebzig und wohnt bereits sein ganzes Leben in diesem Ordenshaus, einem für die Region typischen, dreigeschossigen Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert. Mit uns sind nur zwei weitere Pilger hier. Abends wird, nach einem Tischgesang, zusammen gegessen und anschließend gemeinsam in der Hauskapelle der Tag reflektiert, ehe jeder zu Bett geht. In diesem Fall sind es einfache Matten auf dem Dielenboden.

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29.03.2023 – Tardajos

Die Nacht im Zelt war super komfortabel und endlich können wir mal wieder ausschlafen. Als wir aufbrechen ist es bereits nach 10 Uhr.
In die seit Tagen flache Ebene (die Hochebene Meseta) schleichen sich nach und nach wellige Hügel, die durch ihre verschieden genutzten Flächen aber kein einheitliches Bild ergeben, sondern eher an eine Patchworkdecke erinnern. Mit dem Wind haben wir wieder riesiges Glück. Er kommt von hinten und dadurch, dass wir in ähnlicher Geschwindigkeit in die selbe Richtung streben, merken wir nur in den Pausen so richtig, dass er ziemlich stark und permanent da ist. Zum Glück müssen wir bei dem Getöse nichts zum Essen vorbereiten, denn wir haben uns am Vorabend ein vegetarisches Chili vorgekocht. Also Box auf, essen, weiter.
Knapp 70 Kilometer meistern wir heute ohne größere Probleme. Schon erstaunlich wie gut wir durch die hinter uns liegenden Berge aktuell im Training sind und wie sehr uns die eintägige Pause zusätzlich pusht.
Am Abend lernen wir ein Ehepaar aus Colorado Springs kennen und erzählen eine Weile am Esstisch. So viele Leute wie auf dem Jakobsweg haben wir vermutlich in den gesamten Monaten vorher nicht kennengelernt. Das Reisen hat sich stark verändert und wird es bald wieder, wie wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge feststellen.

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28.03.2023 – Villarmentero de Campos

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Kloster, starten wir beide total erholt. Schnell merken wir, dass es extrem gut läuft. Gut so, denn wir haben knapp 60 Kilometer vor uns. Die Landschaft ist super Flach und geprägt von weitläufigen saftig grünen Wiesen – teilweise sehen wir nichts als grün und blau. Genau wie dieses standard Windows-XP Hintergrundbild nur eben in 360°. Unbeschreiblich…
Knapp 10 Kilometer vor Etappenende kommen wir an einem bunten Aufsteller vorbei, der auf eine Bar hinter der Hecke verweist. Wir beschließen uns dort einen Stempel für unser Pilgerheft abzuholen. Doch dann kommen wir in eine ganz eigene kleine Welt und es fühlt sich so heimisch an, dass wir direkt nach einer Bleibe für die Nacht fragen. Tatsächlich dürfen wir unser Zelt hinter dem Haus aufstellen, auf der Wiese bei Esel, Schaf und einer sehr speziellen Gans. Sie ist wie ein Wachhund, immer ganz genau beobachtend was auf dem Grundstück vor sich geht und lautstark in Angriff übergehend sobald etwas ungewohntes passiert. Nur zu einem Mitarbeiter hat sie ein liebevolles Verhältnis. Mit ihm kuschelt sie sogar.
Geführt wird diese Bar inklusive Herberge von einem Nürnberger, unterstützt von zwei Ukrainischen Flüchtlingen, die sich in Spanien kennengelernt und gemeinsam dieses Projekt auf die Beine gestellt haben.

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27.03.2023 – Sahagùn

Da es mit dem Magen beim Aufwachen noch nicht viel besser ist und zusätzlich durch den gestrigen Tag ohne Essen kaum Energie da ist, dürfen wir eine weitere Nacht bleiben. Die Hospitaleros bieten Tino jede Hilfe fürs Aufpäppeln an. Der Tag ist wettertechnisch eigentlich viel zu schade für eine Fahrpause, aber was muss das muss… Immerhin kann Tino gegen Mittag bei einem kleinen Spaziergang den beschaulichen Ort erkunden und einen hübschen Tagesstempel für unseren Pilgerausweis finden. Nach einigen Tees und Brühen, können wir am Abend, mit Zuversicht, Alles für die Weiterfahrt morgen zusammenpacken.