Kurzurlaub

Früh am Morgen fahren wir in Paris ein. Bis zum Anschlussbus haben wir eine gute Stunde Zeit, um eine Bäckerei zu finden und zu frühstücken. Wir bestellen Kaffee/Kakao und Croissants – vielleicht die Besten, die wir je gegessen haben. Dann geht es auch schon weiter nach La Rochelle – acht Stunden für ein Serien-Bingewatching vom Feinsten. Naja, ganz schaffen es unsere bildschirmentwöhnten Augen nicht, weshalb wir die letzten zwei Stunden noch mal versuchen zu dösen.
Vom vertrauten Busbahnhof sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis zu Thomas und damit auch bis zur Wiedervereinigung mit Tandi ♥
Wir revanchieren uns bei Thomas mit einem gemeinsamen Muschelessen am Hafen. Allerdings fällt es uns Minute für Minute schwerer unsere Augen offen zu halten, weil wir die letzten 22 Stunden im Bus kaum geschlafen haben.

Der Tag der Abreise ist da. Wir sind hin- und hergerissen zwischen Freude und Trauer. Irgendwie fühlen wir uns gesättigt vom Reisen und haben in den letzten Tagen dieses vertraute Gefühl eines festen Ortes in Deutschland sehr genossen. Andererseits haben wir noch einige Pläne für die nächsten Monate auf dem Tandem. Gar nicht so leicht…
Am Nachmittag verabschieden wir uns von Helga. Es war eine schöne gemeinsame Zeit! 30 S-Bahn-Minuten später kommen wir in Hannover an und gehen noch ins Kino. Auf dem Weg zum Busbahnhof essen wir endlich mal wieder einen Halloumidöner. Auf einem Schild wird auf ein Waffenverbot zwischen 21 und 06 Uhr hingewiesen und als wir durch die Unterführung am Bahnhof laufen setzt sich in einer düsteren Ecke gerade jemand eine Spritze. Wir fühlen uns sehr unwohl – ein Gefühl, dass wir vor fünf Tagen bei der Ankunft hier auch schon hatten, wenn auch etwas schwerer zu ergründen.

Heute schlafen wir bis um 10 Uhr aus. Wir haben keine Pläne und lassen den Tag einfach auf uns zukommen. So kommt es, dass Helga uns eine kleine Führung auf ihrem Grundstück am Dorfrand anbietet. Es ist windig, aber die Sonne wärmt angenehm. Auch hier scheint der Frühling einzuziehen. Als wir ankommen, scheuchen wir ungewollt ein paar Rehe auf, die hier sonst wohl kaum Störung gewohnt sind. Es ist wunderschön in dieser vergleichsweise wenig berührten, wild vor sich herwachsenden Natur und wir verweilen für eine Zeit lang.
Zum Mittag essen wir seit Ewigkeiten mal wieder Kartoffeln mit Quark. Es ist außerhalb von Deutschland ungemein schwer an dieses Essen zu kommen!
Abends nutzen wir den “Late-Bird Rabatt“, um uns günstig in einer nahegelegene Saunalandschaft zu verwöhnen.

Der zweite Schnuppertag endet nach einer sehr guten und interessanten Kunstgeschichtsvorlesung und dem Besuch der Restaurierungswerkstatt für Möbel in totaler Erschöpfung. Die Gruppendynamik der Interessenten heute war im Gegensatz zu der Konstellation am Dienstag deutlich konkurrenzbehaftet und wenig harmonisch – das saugt Energie.
Tino “irrt“ während der Zeit durch die kühle Stadt und versucht die Stunden rumzukriegen. Inzwischen kennt er vermutlich jeden Winkel…
Den Abend verbringen wir in Algermissen, wo wir einen Eintopf für uns drei kochen und den Tag entspannt quatschend ausklingen lassen.

Heute ist der erste der beiden Schnuppertage an der Hochschule. Früh am Morgen steigen wir in die S-Bahn nach Hildesheim.
Nach einem Frühstück im Cafè trennen sich unsere Wege zum ersten mal seit sieben Monaten für mehrere Stunden! Tino nutzt die Zeit für eine Hautkrebsvorsorgeuntersuchung.
Der Schnuppertag besteht aus einer Chemievorlesung des zweiten Semesters und einer anschließenden Führung durch die Restaurierungswerkstatt für Gemälde. Der Tag schenkt Alles in Allem ein gutes Gefühl und Hoffnung für den Bewerbungsprozess.

Die Nacht im Bus war nicht sehr erholsam. Tino hat noch kaum ein Auge zugetan, als wir gegen 5:30 Uhr in Hannover ankommen. Da wir uns noch bis 11 Uhr beschäftigen müssen, bevor wir bei der Mutter einer Freundin der Familie in einem Dorf nahe Hildesheim unterkommen können, beschließen wir in den Waschsalon zu gehen, um etwas Zeit im Warmen rum zu bekommen.
Als wir gegen Mittag schließlich klingeln, werden wir herzlich von Helga empfangen und können uns an einen reich gedeckten Tisch setzen. Wir fühlen uns direkt wohl und noch mehr, als wir nach dem ersten Kennenlernen endlich die Erinnerung an die Busfahrt abduschen können und frische Klamotten an haben. Den Rest des Tages bleiben wir, statt schonmal nach Hildesheim rein zu fahren, einfach hier und verschlafen im gemütlichen Bett den Nachmittag.

Um 7:30 Uhr sitzen wir bereits im Bus nach Paris. Die knapp acht Stunden vergehen unerwartet schnell und entspannt. Wir erreichen den Bahnhof Paris Bercy, von wo es heute Abend auch weiter gehen wird. Aber bis dahin haben wir noch etwas Zeit die Gegend zu erkunden.
Zunächst gehen wir koreanisch essen, dann weiter zur französischen Nationalbibliothek. Hier gibt es ein höher liegendes Plateau, welches von einigen jungen Leuten für Tanzproben genutzt wird, denn die umliegenden Hochhäuser bilden durch ihre Fensterfronten eine Art Spiegelsaal. Auch wir verweilen eine Weile hier oben, auf den Holzplanken liegend und die vorbeiziehenden Wolken beobachtend. Generell wirkt die Gegend sehr modern und hipp. Es gibt architektonisch interessante Gebäude und eine auffällige Fußgängerbrücke, welche sich in zwei Ebenen wellenförmig über die Seine schlängelt, ohne sich dabei im Wasser abzustützen. Außerdem fallen uns zahlreiche, einladende Radwege auf, welche gut genutzt werden.
Wir beide waren schon mal in Paris, aber in einer ganz anderen Gegend, mit ganz anderem Flair. So wie Berlin hat auch diese Stadt viele Gesichter und wenn man sagt, man war bereits in Paris, sagt das an sich wohl noch recht wenig aus.
Um 20:30 Uhr sitzen wir im nächsten Bus nach Hannover. Hoffentlich finden wir etwas Schlaf über Nacht!