2022-2023
Am Morgen gibt es Pfannkuchen, danach hat Therese noch etwas in der Uni zu tun. Zu zweit schauen wir uns ein bisschen die Stadt an, Tino wandert sogar noch weiter bis zum Schloss. Abends kommen wir alle wieder zusammen und widmen uns einer unserer Lieblingsaktivitäten: Kriminalfälle lösen 😉 Heute ist es ein heikler Erbschaftsfall in Wien.
Wir unterschreiben den Mietvertrag und sind dann noch mal mit unserer Vormieterin verabredet, um für weitere Planungen den Grundriss unserer zukünftigen Wohnung zu vermessen. Sie ist super zuvorkommend und bietet uns an, die passend angefertigten Jalousien an den Fenstern hängen zu lassen und zwei Schränke, die sich gut einfügen, stehen zu lassen. Außerdem gibt sie uns die Option schon zu Mitte August einzuziehen, wenn wir uns um das Entfernen der Tapete kümmern. Das kommt uns sehr gelegen – es fügt sich mal wieder alles perfekt!
Heute gehts zur Hausverwaltung unserer präferierten Wohnung. Wir legen unsere Unterlagen vor, sie werden geprüft und dann steht es fest: wir bekommen die Wohnung! Den Mietvertrag sollen wir zu Hause in Ruhe durchlesen und in zwei Tagen gibt es den nächsten Termin zum Unterschreiben.
Auf dem Heimweg testen wir die zwei Dönerläden der Stadt, die auch Halloumi anbieten. Der Sieger ist Mr. Lecker, mit bestechenden selbstgemachten Soßen und knusprigem Brot. Das wird dann in Zukunft wohl unser Stammladen 😉
Nachdem wir ausgeschlafen haben, geht es erneut nach Hildesheim, um den zweiten Tag des Festivals zu genießen. Da heute der Großteil des Programms tagsüber stattfindet und die Sonne scheint, ist die Stimmung ganz anders als gestern – irgendwie sommerlich leicht. Durch die Luft segeln Herzen und Schmetterlinge aus Heliumschaum und es sind mehr Kinder unterwegs, viele mit bunt bemalten Gesichtern. Sie verteilen sich auf unzählige Mitmachstationen vom T-Shirtdruck über Jonglierenlernen bis zum Wimpelleinebasteln. Die Essens- und Getränkestände sind gut besucht und Familien sitzen auf Picknickdecken in den Parks und lauschen den Musikern auf den Bühnen. Ein bisschen werden wir von der Atmosphäre her an das Musikfestival in Rudolstadt erinnert.
Erst am späten Nachmittag, als der Großteil der Regenschauer vorbei gezogen ist, fahren wir nach Hildesheim rein. Die Wallanlagen der Stadt sind für dieses Wochenende in ein Festivalgelände verwandelt: einige Bühnen sind errichtet, man findet Essensstände und Kunstwerke am Wegesrand und einen Kreativmarkt auf Helenas zukünftigem Campus.
Als es dunkel wird, leuchten über den Gewässern und in den Böschungen verschiedene Lichtinstallationen auf. In einem Zelt wird eins unserer Lieblingsbücher vorgelesen: Momo! In einen Sitzsack gekuschelt lauschen wir den wechselnden VorleserInnen, bis es Zeit wird uns auf den Weg zum Auftritt von “Strom und Wasser“ zu machen. Es ist mittlerweile 23:30 Uhr und die Hildesheimer Wallungen in die “Leise Nacht der Kultur“ übergegangen. Alle Bands spielen jetzt kaum verstärkt, fast akustisch. Vor der Bühne übt sich eine Junge Frau zur Musik mit leuchtenden Kugeln im Poi-Spiel.
Nach dem Auftritt fahren wir mit dem Nachtbus nach Algermissen – die S-Bahn fährt um diese Zeit nicht mehr.
Die zweite Wohnungsbesichtigung steht an. Sie befindet sich ebensfalls im Dachgeschoss, doch wirkt etwas beengender, als die gestrige Wohnung. Auf dem Weg dorthin treffen wir zufällig die Frau, die uns gestern durch ihre Wohnung geführt hat und können zwei offene Fragen klären – ist diese Stadt so klein, oder war das Schicksal?
Heute fahren wir mit der S-Bahn nach Hildesheim rein. Als erstes drucken wir ein paar wichtige Dokumente, dann geht es zur Hochschule zur endgültigen Einscheibung!
Den restlichen Tag lassen wir uns durch die Stadt treiben. Einige Plakate kündigen für dieses Wochenende das Kulturfestival “Wallungen“ an und wir holen uns direkt zwei Tickets.
Abends ist unsere erste Wohnungsbesichtigung. Die aktuelle Mieterin führt uns hindurch – Dachgeschoss, super Lage, wir sind sofort begeistert!
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Wir setzen mit der Fähre über ins Stadtzentrum, mit Museumsplänen im Gepäck. Auf der rechten Uferseite angekommen, treibt es uns dann aber erst mal in den “Het Steen“, das älteste Gebäude der Stadt. Vom Turm hat man einen tollen Blick und es gibt Austellungsräume, die Antwerpens Geschichte erzählen und einem Erkundungstouren vorschlagen – mit Fokus auf Architektur, Kulinarik, Romantik oder Shopping. Unsere Museumspläne werden über den Haufen geworfen und wir laden uns den GPX Track “Romantik“ herunter. Doch schnell verläuft sich auch dieser Plan, weil es uns immer wieder in andere Gassen zieht. Am Ende schlendern wir einfach entspannt von einer Leckerei zur Nächsten. Es wird ein schöner Tag in einer wirklich schönen Stadt und dennoch stellen wir am Ende etwas ernüchtert fest, dass für uns beide das Reisen in andere Städte und Länder kulinarisch, durch die Globalisierung, irgendwie doch nicht mehr so besonders ist. Eine richtig gute Waffel bekommt man auch in Hildesheim und eine richtig gute Pizza in Berlin – mittlerweile vermutlich besser als das Original 😉 Die Essenz des Reisens für uns, welche man Zuhause nicht so hautnah erleben kann, sind die Landschaften und die Menschen. Und so freuen wir uns inzwischen mehr als am Anfang auf unsere WarmShower- oder WelcomeToMyGarden Hosts. “Einheimische“ die einem das Land und seine Eigenheiten näher bringen und einen abseits jener Dinge, die dem Reisenden offensichtlich präsentiert werden, tiefer eintauchen lassen. Bis man am Ende merkt, dass eigentlich überall nur Menschen leben, mit ihren Freuden und Problemen.
Nachdem wir gestern schon einen kleinen Vorgeschmack der vollen Stadt erhalten haben, tauchen wir heute nochmal tiefer ein. Jolan fährt uns mit seinem Lastenrad hin. Es ist Pfingsten, hier: Sinksen! Und das wird jährlich mit einem riesigen mehrtägigen Festival gefeiert. Die ganze Stadt ist jetzt Fußgängerzone. Durch die Straßen ziehen bunte Truppen, tanzend, mit Instrumenten. Verschiedene Bühnen für Akrobaten, Musiker und Schausteller sind errichtet. Es gibt ein volles Programm, welches dem Pflasterzauber in Hildesheim ähnelt. Für die Kinder stehen stilvolle Fahrgeschäfte und kreative Installationen bereit, die mechanisch von Menschenhand angetrieben werden. Zur Stärkung gibt es den Culture Food Market, wo Essen aus allen möglichen Kulturen angeboten wird. Wir schlemmen uns durch Afrika und den nahen und mittleren Osten und sind einer längeren Radreise in diese Regionen garnicht so abgeneigt. Regelmäßig wechselt hier die Musik und bildet das gesamte Länderspektrum ab. Für Els und Jolan ist es immer ein großes Wiedersehen mit allen Freunden aus der Kindheit, die über Pfingsten bei ihren Familien sind. Beim Streifen durch die Straßen vergehen keine 5 Minuten ohne dass jemand freudig gegrüßt wird. Und so feiern die beiden noch bis in die Nacht, während wir energetisiert und gleichzeitig todmüde mit der Sonne schlafen gehen.
Für unseren obligatorischen Pausentag haben wir uns ein kleines Zimmer genommen und es ist schön mal wieder ungestört in einem breiten Bett ausschlafen zu können.
Die Stadt kommt leider etwas kurz. Wir haben keine Lust auf eine Regenbesichtigung. Nur einen Pizzaladen lernen wir näher kennen.
Draußen sehen wir einen Pilger nach dem anderen in die Stadt einlaufen. Sie alle folgen den selben Markierungen wie wir in den letzten Tagen. Ab morgen fahren wir gegen diesen Strom. Muss speziell sein hier zu leben, in einer Stadt die zu großen Teilen dem Pilgertum verschrieben ist.