Nachts kamen noch Nathalies Bruder und ihre bereits ausgezogene Tochter, als spontaner Übernachtungsbesuch, von einem Konzert. Also frühstücken wir am Morgen zu sechst. Nach so viel Gastfreundschaft fühlen wir uns wieder sozial aufgeladen und die Reisemotivation steigt. Von Lille führt ein Flussradweg, der die Landesgrenze darstellt, nach Wervik. Gegen Mittag wechseln wir über eine Brücke die Seite und sind in Belgien. Nicht weit vom Fluss wohnt Maxim, den wir über “welcome to my garden“, der belgischen Version von “1nitetent“, kennengelernt haben. Wir können unser Zelt in seinem riesigen Garten aufstellen und abends grillen wir gemeinsam. Wir unterhalten uns über die vielen Gedenkstätten, die wir in den letzten Tagen gesehen haben und Maxim erinnert sich an eine Situation bei einem Besuch in München, bei dem die Sprache auf den Krieg kam und er so viel Scham bei seinen Gegenübern verspürte. Es irritierte ihn, denn ihm als Belgier ist sehr wohl bewusst, dass heute niemand der Deutschen dafür verantwortlich ist. Die Klarheit mit der er das sagt, löst Etwas in uns aus, denn auch unser Gefühl der letzten Tage war irgendwie schuldbehaftet. Zum Beispiel hat es sich besser angefühlt, uns beim Besuch der Kriegsdenkmäler nicht auf deutsch miteinander zu unterhalten. Es scheint in der deutschen Kultur festzusitzen und es ist fraglich wie gerechtfertigt das noch ist.

2 Kommentare

  1. Oja das ist kein leichtes Thema. Zumal ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht wurden und das ein oder andere Trauma in Familien noch tief sitzt.
    Da sind Mitgefühl und wohl auch Reue hilfreicher.
    ☮️

    1. Ja, Mitgefühl ist da natürlich super wichtig! Aber bitte unabhängig von der Nationalität, oder?
      Ist spannend mal zu diskutieren, aber vlt. an anderer Stelle…

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